Edda - Feminismus, Theologie und Germanistik

Seit meinen Kindertagen ist Edda in der Gemeinde meiner Großmutter präsent gewesen. Ich konnte letztes Jahr eine stärkere Verbindung zu ihr aufbauen, als wir zusammen einige Stunden Autofahrt nach Deutschland verbrachten. 

Wir sprachen für diesen Text über die fehlende Neugier für den anderen oder die andere, über Vorurteile, wenn eine Person „anders“ spricht. Das Fremdenempfinden zu überwinden, gegen das politische Rechts zu protestieren und die Welt umwelttechnisch retten zu können, sind von Edda stark vertretene Wünsche. 


In ihrer Kindheit im siebenbürgischen Kronstadt war ein Gefühl von Einsamkeit vorhanden, sie denkt auch an den großen Garten ihrer Familie und lange Wanderungen. Schifahren, Schwimmen und ein Bergpanorama erinnern sie ebenso an ihre Heimstadt, die heute um einiges schöner ist als unter der diktatorischen Zeit von Ceaușescu. Schon immer war für die junge Frau klar, dass sie aus Rumänien fort wollte. „Alle gingen damals“, beschreibt Edda. Die sozialistisch-kommunistische Linie, die in ihrer Schulzeit vertreten wurde, sorgte für ein Klima voller Angst für die Kinder. Überraschend ist für mich, dass im rumänischen Kommunismus die Frau als Arbeitskraft und in Führungspositionen so viel zählte wie der Mann. 

Ihr sechsjähriges philologisches Studium der deutschen und rumänischen Sprache begeisterten Edda, „da spürt man, dass man lebt“, erzählt sie. Zu Eddas liebsten Autoren dieser Zeit zählen Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse und Thomas Mann. Als erwachsene Frau wird Edda überzeugte Frauenrechtlerin. Wir brauchen auch heute noch Feminismus, weil noch so viel zu tun ist, sagt sie. Seit Jahrtausenden seien wir benachteiligt. Wo blieb die Gleichberechtigung in ihrer eigenen Ehe, reflektiert Edda: Sie hatten beide studiert und sie verdiente mehr als ihr Ehemann, dennoch blieb sie zu Hause bei den Kindern. Zwei Jahre hatte sie als Gymnasiallehrerin gearbeitet, war dann fünf Jahre lang als Mutter nicht mehr erwerbstätig, bevor sie drei Jahre lang im Fernstudium ihre Zusatzausbildung absolvierte und gleichzeitig ihre zwei Kleinkinder versorgte. „Gib mir den Verstand von nachher“, sagt sie und zitiert somit ein rumänisches Sprichwort. 

Durch den frühen Verlust der Mutter war Edda immer von Glaubensfragen bewegt, sie hat wohl deshalb für die Matura in der Kirche gelernt, einen Pfarrer geheiratet und ihre Ausbildung als Religionslehrerin absolviert. Christliche Werte wie Verzeihen, Neuanfänge wagen oder sich anzunehmen halfen ihr immer in ihrer Ehe. 


Mit ihren 75 Jahren reflektiert Edda über die erste Nacht im eigenen Haus, denkt an einen blutroten Mond, roten Krimsekt und das Klavierspiel ihrer Tochter. Edda hat mit ihrem Partner zahllose Reisen unternommen, die sie wieder aufleben lassen kann, ganz besonders war für sie die Wüste Tharr in Indien mit einem unglaublichen Sternenhimmel. Von der Schönheit der Welt ist die Frau religiös gerührt, selbst gemachte Fotos ohne Korrektur hängen in ihrem Haus. Dabei hat sie die Naturbeobachtung auch ihrem Mann beigebracht. 

Zum Abschluss gibt uns Edda im Namen ihres Sohnes, der als Künstler arbeitet, folgendes mit: Kunst muss ich nicht schön finden oder verstehen, Kunst darf aufrütteln und uns auf einen Weg schicken, sie ist kein Wohlfühlgarant, aber kann sehr interessant sein.

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