Heimweh = Fernweh ?

Ich kann es kaum glauben, es ist aber wahr - bald, sehr bald, werde ich wieder auf der anderen Seite des Globus' leben, von einem Tag auf den anderen. Meinen Alltag hier in Maryland, den gibt es nur noch für zwei Wochen im August, und dann geht es nach Hause.

Der Grund dafür, dass ich August und nicht Juli geschrieben habe, ist schnell erklärt. Morgen Abend geht es ENDLICH los an die Westseite der USA, auf deren Erkundung ich mich schon freute, bevor ich überhaupt hierher gekommen bin. Nach diesen drei Wochen (meiner Meinung nach redlich verdientem) Urlaub (meine erste Zeitspanne, in der ich länger als 5 Tage am Stück freihabe, seit letztem Jahr im August), komme ich noch einmal hierher, lande in DC und passe die letzten 11 Tage auf meine drei Spatzen auf. 


Dann wird der Tag endlich gekommen sein, auf den meine Familie in Österreich inzwischen bei jedem Skype Gespräch hinweist "Wir brauchen dich erstmal zuhause.", "Mein Mädel ist bald wieder da.", und "Es wird auch Zeit, war eh schon viel zu lange.". Ja, ich zähle meine besten Freunde auch zur Familie, daher sind hier auch Zitate von denen dabei. 

Selbstverständlich bin auch schon ganz aufgeregt und hibbelig, all diese lieben Leute wieder um mich zu haben, den Sommer daheim genießen zu können, mich auf mein im Oktober beginnendes Studium vorbereiten zu können, und nicht zuletzt auch einfach wieder in meinem Bett schlafen zu können. 

In meinen Augen ist es nach beinahe einem Jahr auch mehr als angemessen , wieder nach Hause zu kommen.
Ich habe meine Zeit hier sehr zu schätzen gelernt, und alle Lektionen, die damit einher zogen, und es wird für mich bestimmt noch für einige Zeit bizarr sein, keine Kinderstimmen um mich zu hören, kaum mehr Englisch zu sprechen und nicht mit meiner Gastmutter zu tratschen. Ich möchte auch die Person, die ich hier geworden bin, unbedingt mit heim nehmen, denn ich bin stolz darauf, was ich alles erlebt habe.
ABER (ja, es gibt immer ein aber), ich freue mich, wenn ich nicht mehr als Angestellte bei jemandem lebe, wenn ich nicht mehr 4 Stunden am Tag Kinder dazu zwingen muss, zu essen, während das für die die schlimmste Strafe der Welt ist, und wenn ich endlich etwas anderes als Chicken essen kann.
Ich bin nach dieser ganzen Zeit und allem, was ich durchgemacht habe, irgendwo fertig mit diesem Job und meiner Au-pair-Agentur.
Das Resümee meines Auslandsaufenthaltes sieht folgendermaßen aus: 

1. Ich habe Blut geleckt. Ich möchte nach einer gewissen Zeit in Österreich bestimmt wieder wo anders hin gehen, um einige Zeit dort den Alltag und die Kultur zu erleben. Es muss vielleicht nicht wieder ein Jahr lang sein, und bestimmt werde ich diese Zeit nicht als Au-pair verbringen, aber diese  Art von Horizonterweiterung ist mit nichts vergleichbar, was ich zuvor gemacht habe. 

2. Mein Zuhause und die Menschen dort sollte ich um einiges mehr zu schätzen wissen, weil mir dieser Ort und diese Orte so viele positive Momente im Leben geschenkt haben, wie niemand anders. 

3. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht dauerhaft entfernt von Österreich leben könnte. Ich würde mein Zuhause und meine Familie viel zu sehr vermissen und bin dort viel zu sehr verankert. 

4. Wenn ich älter bin, möchte ich Kinder haben. Wie viele und in welchem Jahresabstand, ist eine andere Geschichte, aber definitiv möchte ich einmal Mutter werden. (Und diese Kinder werden streng erzogen werden, das könnt ihr von einem ehemaligen Au-pair auch schriftlich haben). 

5. Unsere Welt ist heutzutage so gut vernetzt und einfach erreichbar, dass es einfach ist, Leute, die sehr weit entfernt wohnen, weiter in seinem Leben zu behalten. Darüber bin ich sehr froh und dankbar. 

6. Wir sollten uns in Europa sehr an unserer Feier- und Gesellschaftskultur freuen. In diesem Rahmen existiert sie in Nordamerika nämlich nicht (außer, wenn man Sachsen besucht). 

7. In den nächsten 10 Jahren möchte ich meine Gastfamilie auf jeden Fall besuchen, wenn möglich auch in Indien, wo sie ein Haus haben. 


In nächster Zeit werdet ihr nochmal mit einem Highlight-Rückblick auf mein ganzes Jahr hier (und Fotos von meiner Abschiedsgrillerei) hören, und einem Reisetagebuch von unserem Road Trip im Wilden Westen. Es kann aber leicht sein, dass sich diese Posts erst ausgehen, wenn ich schon wieder in Europa bin, da in der kurzen Zeitspanne im August, wenn ich noch hier bin, vermutlich alle Stunden mit Pack-Chaos und den letzten erlebnisreichen Wochenenden gefüllt sein werden. 

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