Nie mehr Schule

...keine Schule mehr. 
Rund einen Monat, nachdem ich diesen Gedanken das erste Mal auf mich anwenden konnte, fühle ich mich schon beinahe nostalgisch. 

13 Jahre meines bisher 19 Jahre andauernden Lebens habe ich als Schülerin verbracht. Um ehrlich zu sein, kenne ich mich selbst ohne diese Bezeichnung gar nicht mehr. Es fühlt sich komisch an, in den Sommerferien daheim zu sein und NICHT im Kopf zu haben, an welchem Tag im September man wieder zurück in der Klasse sein muss. 

Auch die Gedanken, neben wem man dieses Jahr sitzen wird, wohin die gemeinsame Klassenreise geht und welche Hefte man noch kaufen wird müssen, fehlen. 

Ich plane nicht, welche Fotos meinen Spind zieren sollen und was ich am ersten Schultag anziehe. 

Alles irgendwie eigenartig. 

Noch eigenartiger wird es, wenn ich darüber nachdenke, was in den letzten Jahren so alles passiert ist, und dass dies nun alles geschriebene Geschichte sein soll. 

Die HBLA Lentia hatte für mich viele Herausforderungen zu bieten, aber dennoch kann ich nach fünf Jahren sagen, dass die positiven Gedanken im Rückblick eindeutig überwiegen. Dies liegt an einigen grandiosen, humorvollen und motivierten Professoren, die wir hatten, aber auch an unserer Gabi und meinen lieben Klassenkollegen bzw. anderen Schülern an dieser Schule, die mit ihrer Anwesenheit und einem kurzen Gespräch meinen Tag gefühlt um das zehnfache aufwerteten. 

Da ich vor Monaten, als ich, eher minder motiviert, im Unterricht saß, die Rohform einer Abschlussrede verfasste, die ich bei unserer Maturafeier nicht vortrug (Christoph hat das auch viel besser gemacht, als ich es gekonnt hätte, ich wäre vor Tränen vermutlich davongeflossen) - möchte ich hier meine Worte niederschreiben, da doch viel Herzblut dahintersteckt. Hier kommen also meine abschließenden Zeilen zu fünf Jahren Oberstufe in der BPP - es war mir eine große Ehre. 

"Ich kann mich noch genau erinnern an meinen ersten Tag hier. An meine Unsicherheit, an meine Freude, ein einziges bekanntes Gesicht (meine liebe Anja) zu sehen. Daran, dass ich mir die Namen von Adelina und Elektra nie merken konnte, und an meine Verwirrung angesichts der viel zu vielen, neuen Menschen. 

Jetzt sind wir hier. Wir haben uns kennen und, man kann auch sagen, lieben gelernt, denn wir haben mehr aktive Zeit miteinander verbracht, als mit unseren Familien. Oft kam es mir so vor, als würde ich nur zum Schlafen nach Hause kommen. 

Den größten Prozentsatz meiner Zeit des Erwachsenwerdens habe ich in diesem Plattenbau erlebt - zwischen gelben Türen, gelben Heizkörpern und sogar gelben Trennwänden. 

Ich habe über Angies verrückte Momente, Vanessas Vanillekipferl-Liebe und Lisas trockene Aussagen geschmunzelt. Ich hab' Verenas Fragen nach Zusatzpunkten schon beinahe erwartet, mich über Susis breites Grinsen gefreut und Bennis Kalligraphiekünste bewundert. Für Annika hab' ich unzählige Schokomandeln von McDonald's geschnorrt, gemeinsam mit Adelina Raptexte zum besten gegeben und mit Anja Millionen Liter Kaffee getrunken. 

Wie oft ich mit Naomi und Kathi im heurigen Schuljahr Mittagessen war, kann man wohl nicht mehr mit zwei Händen abzählen, und wie oft ich quer über die Klasse mit Helli über alles mögliche geredet habe, auch nicht. Mit Astrid und Elisa werde ich wohl immer die zufälligen Gespräche verbinden, wenn ich in die Klasse kam, und eine der beiden alleine am Tisch saß. Magda und Kerstin wären die geeignetsten Bankiers von uns allen, und unser letzter Abend in Straßburg, unter anderem mit den beiden, ist einfach unbeschreiblich verlaufen. 

Straßburg bringt mich auch gleich zu Belinda - ihre Begeisterung, sobald man ein Bonjour auspackte, war immer wieder hinreißend, und ich bewundere ihr Einfühlungsvermögen, gepaart mit ihrer Durchsetzungskraft, ungemein. 

Christoph wird für mich immer ein Phänomen bleiben, denn mit uns Mädels hat er seine Gedulds-Kapazitäten eindeutig ausweiten müssen. Wenn man an Petra denkt, muss man ihr Lachen und ihre Singstimme erwähnen - beides davon ist unverkennbar. Was Bozana aus einem Gesicht mit Make-Up herausholen kann, grenzt schon an Magie, und Elektras Kommentare und Fragen brachten uns nicht nur einmal am Tag zum Lachen. 

Wie man sehen kann, waren wir ein bunt zusammengewürfeltes Team, das zusammen irgendwie (fast) alles überstehen konnte. 

Natürlich hatten wir nicht nur tolle Momente an dieser Schule. Ich denke, keiner von uns glaubt, dass wir die Nervosität vor jeder einzelnen Präsentation vermissen werden, die immer da ist, ganz egal, wie oft man schon präsentiert hat. 
Die Anspannung bei größeren Prüfungen werden wird uns ebenso wenig fehlen wie die Verzweiflung am Vorabend der Rechnungswesen-Schularbeit. 

Doch um die Wahrheit zu sagen: diese Momente haben uns genauso wachsen lassen und ebenso dazugehört wie die Mittagspausen bei Gabi, die vielen Minuten im Unterricht, die wir lachend verbrachten, unsere Freude am Faschingsdienstag letztes Jahr, die stressige Ballvorlaufphase und der Enthusiasmus beim Schikurs-Fanwettbewerb. 

Wenn wir an unsere Lentia-Zeit denken, dann wohl an Gespräche beim Spind mit Leuten, mit denen man nicht ganz so oft spricht, an die Maturatage, an die unzählbaren Fortgehnächte, an den Mci-Kaffee genauso wie an die Busfahrten in Irland, den Donauwalzer in Barcelona und das Abschlussessen in Straßburg. 

Ich kann jeden verstehen, der jetzt traurig sein möchte. Zu einem großen Abschied von einer tollen Zeit gehört auch ein bisschen Wehmut. Wir können diese Erinnerungen, von denen wir gar nicht wussten, dass wir sie entstehen ließen, sondern nur, dass wir Spaß hatten, nicht noch einmal erleben. 

Aber jetzt wartet das wahre Leben auf uns, Leute. Wir können aus den kommenden Jahren herausholen, was auch immer wir möchten. Alle Möglichkeiten liegen ausgebreitet vor uns, wir müssen uns nur trauen, sie zu ergreifen. 

Ich kann es jetzt schon kaum erwarten, zu erfahren, was wir alle daraus gemacht haben, und freue mich schon riesig auf das erste Klassentreffen und die Geschichte von jedem einzelnen. 

Auf uns."

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