Ein ganzes halbes Jahr

in den USA. 

Einfach so, verflogen, eben gerade. 

Vor vier Tagen haben Raphi und ich uns die Hand geschüttelt und uns gegenseitig zum halbjährigen Jubiläum unserer Aupair-Zeit gratuliert. Ich hätte mir im Vorhinein niemals gedacht, dass ich zum heutigen Datum hier in Maryland sitzen würde, bei meiner neuen Gastfamilie, und wieder mal einen ersten Arbeitstag vor mir habe. Aber so spielt das Leben, du kannst niemals wissen, was kommt, und was für dich vorgeplant ist. Manchmal willst du etwas nicht, und es passiert trotzdem. Dann kannst du nichts dagegen tun, als dich mit der gegebenen Situation arrangieren, und das werde ich wieder einmal versuchen in den nächsten paar Wochen. 

Denn was ich zu den letzten sechs Monaten sagen möchte, ist, sie waren schön. Ich habe unglaublich viel erlebt. Aber vor allem habe ich mich selbst immer wieder überrascht. Dementsprechend bin ich schon auch stolz auf mich. Ziemlich sogar. 

Ich habe zum ersten Mal in einem Vollzeitjob gearbeitet, und zwar im Ausland und mit Kindern. 

Ich habe unzählige Gespräche mit Arbeitgebern geführt, die knallhart waren, vor denen ich stundenlang Bauchschmerzen hatte, und habe sie überlebt. 

Ich habe meine Kreativität und Geduld gehörig ausgeweitet. 

Vor Telefonanrufen und Emails habe ich keine Angst mehr, und auch nicht danach, Leuten blöd zu kommen, die versuchen, mich auszunutzen. 

Wenn ich neue Leute treffe, finde ich immer etwas, über das ich reden kann, ich bin mir sicher, wer ich bin, und was ich zu sagen habe. 

Mein Englisch ist mehr als selbstverständlich geworden, und ich freue mich, über wie viele tiefsinnige Dinge ich mich in dieser Sprache unterhalten konnte.

Auf einem riesigen und unbekannten Flughafen, 45 min von meiner Gastfamilie entfernt, bin ich am Sonntagabend ohne funktionierendes Handy dagestanden und trotzdem heil nach Hause gekommen, ganz alleine. 

Ein Karaoke-Abend ist für mich mittlerweile eine Gelegenheit, ganz viel Spaß zu haben, und zwar mit dem Mikrofon in der Hand, zur Not auch als einzige auf der Bühne. 

Dinge wie Bankkontos, Führerscheintermine und Vertragsbestimmungen habe ich gelernt, wie eine "echte Erwachsene" zu regeln. 

Ich bin hier her gekommen ohne eine einzige Freundin, und mittlerweile habe ich mit einigen Mädels so eine enge Beziehung aufgebaut, dass ich selbst nicht weiß, wie ich sie jemals wieder aus meinem Leben verabschieden soll, und würde am liebsten jetzt schon planen, wann ich wen besuchen komme. 

Das Fitnessstudio ist für mich ein zuhause geworden, in dem ich Leute anlächle, aus dem ich mit einem guten Gefühl gehe, wo ich mich angenommen und gut fühle. Vor einem Jahr hätten mich keine zehn Pferde in ein Fitnessstudio gebracht, weil ich mich geschämt hätte für meine Versuche, Gewichte zu heben. 

Bei einer Open-Mic Night habe ich spontan "Wahre Freundschaft" gesungen, a cappella, und habe dafür ein paar der schönsten Komplimente meines Lebens bekommen. 

Ich trage hier Kleidung, bei der ich mir während meiner Schulzeit nie getraut hätte, sie zu kaufen. Und zwar einfach weil sie mir gefällt, und weil ich sie tragen möchte. 


In nächster Zeit wird auch noch ein "Erlebnis" Rückblick für Dezember, Jänner und Februar kommen. Aber hier wollte ich vor allem mir selbst vor Augen führen, wie Recht meine Freundin Jessica aus Südafrika, die übrigens schon in einigen Wochen abreist, hat, wenn sie sagt: "Aber weißt du was, es wird gut gehen ab jetzt." 

Kommentare

  1. Hello Hanna. I am a Pastor from Mumbai, India. I am glad to stop by your profile on the blogger and the blog post. I am also blessed and feel privileged and honored to get connected with you as well as know you and about your interest. Your experience while in US seems to be very enriching. I have enjoyed your post and the experience you had during your last six months. I love getting connected with the people of God around the globe to be encouraged, strengthened and praying for one another. I have been in the Pastoral ministry for last 39 yrs in this great city with a great contrast where richest of rich and the poorest of poor live. We reach out to the poorest of poor with the l love of Christ to bring healing to the brokenhearted. we also encourage young and the adults from the west to come to Mumbai to work with us during their vacation time. We would love to have you come to Mumbai for a period of six months stay with us and work with us in serving the poorest of poor in the slums of Mumbai. I am sure you w ill have a life changing experience. You can come with your friends too. Looking forward to hear from you very soon. God's richest blessings on you, your family and friends also wishing you a blessed and a Christ centered rest of the year 2018. My email id is: dhwankhede(at)gmail(dot)com and my name is Diwakar Wankhede. Looking forward to hear from you very soon.

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